Trin/Digg, 8. August 2002

Das urbane Sprintgelände in Rapperswil und der Eschenberg mit seiner harten Ausdauerprüfung machen Platz auf der WM-Bühne für ein bündnerisches Kleinod der besonderen Art. Spuschament, Manalla, Foppa oder Val Pagaun: Schon der Klang einzelner Flurnamen lullt den Besucher ein in eine andere Welt: Wir wähnen uns in einem Märchenwald. Mehrere Hügel, nach einem Felssturz durch Jahrtausende lange Errosion wunderschön rund geformt, sind mit einem saftig grünen Grasteppich überzogen. Zauberhaftes Grün. Wie über eine Daunendecke schwebt der Läufer durch unzählige Senken, umrundet Mulden und Hügel und weicht beeindruckenden Felsbrocken aus. Voralpin? Norwegisch? Schweizerisch? Von allem etwas. Sicher aber einfach einzigartig!

Atemlos dazwischen, mit dem Verarbeiten all der visuellen Eindrücke beschäftigt, bleibt der Späher stehen. Ein entferntes Rauschen. Tief unten, weit mehr als 200 Höhenmeter aber nur einen - zugegeben sehr weiten - Steinwurf entfernt rauscht der Vorderrhein durch die Versamschlucht dem Meer entgegen.

Jetzt aber weiter! Wanderer werden auf ihren vorgegebenen Routen gekreuzt, eine Panzersperre überrascht als kleiner Schönheitsfehler den Läufer. Eine Wildnis treffen wir nicht an in Trin/Digg. Der Wald ist sehr gepflegt. Die neuen Mitteldistanz-Weltmeister werden schnell laufen können, schnell laufen müssen. Und ebenso schnell werden die Besten - gerade eben noch mit erfolgsversprechender Zwischenzeit unterwegs - plötzlich einem Rückstand nachlaufen, wenn ein Missgeschick passiert: Falsche Mulde, falscher Stein.... Der Märchenwald wird einen kompletten Weltmeister gebären.